Sie haben es wahrscheinlich schon bemerkt. Dies Wanderung auf den Schneeberg ist eine Mischung aus imaginativer und realer Wanderung.
Warum auf den Schneeberg, werden sie fragen!
Den inneren Berg zu besteigen, die höchste Möglichkeit zu erringen, ist die Aufgabe des lebens und der Schneeberg symbolisiert für mich genau diesen Weg.
Aus der Ebene kommend, aus dem Gewirr der Städte und Strassen langsam sich hinaufbemühen in die eisige Klarheit und den Überblick. Und dann?
Was ist, wenn ich oben bin? Bin ich dann schon zu alt, schon zu müde um damit noch etwas anfangen zu können?
Sei es drum!
Auf dem Weg hinauf hab ich einen Freund getroffen, der wie ich dort hinauf will.
Dieses Dort ist vielleicht ein anderer Schneeberg, aber lesen sie selbst. Gelegentlich wird er hier erscheinen und seine Texte auf der Wanderung hinauf vorlesen.
"----------------------------------------------- Ich ist ein Anderer, oder der wahre Grund, warum ich/wir in den Süden gegangen sind!
Für einen Buddhisten ist es eine deprimierende Aussicht, wenn hinter dem eigenen Ich noch ein anderes Ich stecken würde .
Jede Erleuchtung müsste geteilt werden, und über die Wiedergeburt wird es unweigerlich Streit geben.
Ich also ein anderer?
Baudelaire hat es vor langer Zeit behauptet und viele nach ihm.
Jetzt bin ich auch so weit.
Es gibt noch einen in mir und es ist gar nicht ausgeschlossen, dass hinter dem Anderen noch etwas ganz anderes sein kann.
Für einen Buddhisten, der fest an die Überwindung eines Ichs glaubt, ist diese Begegnung wie gesagt, ziemlich deprimierend.
Aber beginnen wir von vorn.
Es sind Ferien. Ich bin gerade auf dem Weg zum Flughafen als mich ein Anruf des Hausarztes erreicht.
Wenn ich nichts besonderes vorhätte, könnte ich mir die Ergebnisse der Prostatauntersuchung abholen. Besseres hätte ich schon vor, immerhin wollte ich weit weg in den Süden, aber im Moment gibt es wahrscheinlich nichts wichtigeres als diese Ergebnisse.
Schon auf dem Weg zurück bekomme ich Schweißausbrüche, dabei haben sie gesagt, dass ich mir im Prinzip keine Sorgen machen muss.
In dem Durcheinander der Gedanken und Gefühle höre ich plötzlich Stimmen in mir. Sie flüstern mir etwas zu, aber ich bin viel zu nervös, um auf irgend etwas einzugehen.
Der Fahrstuhl zur Arztpraxis im ersten Stock ist defekt. Heute fallen mir sogar die wenigen Treppenstufen schwer.
Die Sprechstundenhilfe scheint neu zu sein. Sie hat blond gefärbte Haare und ein grauenhaftes Augenbrauen Piercing. Während sie am Computer nach meinen Unterlagen sucht, spüre ich einen Stich in der Brust.
Dann geht der Schmerz wie eine Welle durch den Körper.
Es ist dunkel geworden um mich, Finsternis dringt bis in den letzten Winkel meines Körpers. Als ich die Augen wieder öffnen kann, fühle ich mich wie unter einer Last begraben. Jemand benetzt meine Stirn mit einer Flüssigkeit und eine Hand greift nach meinem Puls. Blondes Piercing und entsetzte Augen sind auf einmal direkt über mir.
Ich verstehe ihre Fragen, aber nichts an mir funktioniert ohne Hilfe. Ein Alter und ein Junger stellen mich auf die Beine und bringen mich zu einem Stuhl.
Erst als der Rettungswagen kommt, der mich ins Krankenhaus bringen soll, geht es mir etwas besser.
Im St. Lazarus Stift.
Nach einer knappen Woche haben sie das meiste an mir untersucht.
Das Herz schmerzt zwar noch, aber das wäre nur die Folge einer nervlichen Belastung, und kaum gefährlich, behaupten sie.
Denken sie nicht mehr daran, jetzt haben sie Zeit zum entspannen.
Vielleicht könnte ich das wirklich, aber es ist nicht nur das schmerzende Herz.
Ich bin auch sonst durcheinander. Irgendetwas steckt in mir, es kommt mir so vor, als wäre ich nicht mehr allein. Stundenlang versuche ich mit einem geliehenen Stethoskop mehr aus meinem Inneren zu erfahren.
Der Stationsarzt übersieht es und überlässt mich einem Kollegen.
Dem erkläre ich, dass ich eigentlich unterwegs bin zu einem buddhistischen Meister in der Nähe von Granada.
„Ohne Hilfe kommen sie nicht einen Kilometer weit,“ behauptet der Neue und macht sich so seine Notizen.
Am Nachmittag weigere ich mich zum wiederholten Male Besuch zu empfangen.
Das hat Folgen. Noch vor dem Abendbrot verlegen sie mich in das Haus für psychosomatische Störungen.
Mit einer Nummer in der Hand werde ich durch mehrere Räume geführt. Ein bulliger Krankenpfleger begleitet mich. Ihm ist anzusehen, dass er seinen Job ernst nimmt.
Die neuen Ärzte haben prüfende Blicke und blättern gern in Aktenordnern.
Keine ihrer Fragen hört sich wichtig an. Ich bin gespannt, wie oft ich sie wiedersehe.
In einem Büro mit Aussicht treffe ich auf einen christlichen Seelsorger. Er sieht mich an und schaut durch mich hindurch.
„Wir sind hier alle nur zu Gast,“ steht an einer Wand.
Die Bücher auf dem Schreibtisch sind nach Farben geordnet und zwischen den Fensterscheiben hängt ein Strauß vertrockneter Rosen.
Eine geschlagene Stunde verbringen wir im Schweigen.
Als ich abgeholt werde, bin ich nicht sicher, ob er das Rätsel ist, oder ich.
Auf dem Flur erwartet mich eine koreanische Krankenschwester. Ich betrachte sie voller Erwartung, aber sie führt mich nur zu einem Zimmer am Ende des langen Flures.
Zwei Betten gibt es dort, in einem liegt jemand und starrt aus dem Fenster, über dem anderen haben sie meinen Namen angebracht.
Der eiserne Nachtschrank hat Rollen und öffnet sich nach beiden Seiten. Ihm vertraue ich meine Bücher und den Walkman an.
Am Waschbecken liegen Handtücher aus Papier. Die Seife ist flüssig und das Wasser wird sehr langsam warm.
Im letzten Winkel steht ein Schrank. Meine wenigen Sachen haben viel Platz, nur das Stethoskop werde ich bei mir behalten.
Ohne Begleitung kann ich später das Zimmer verlassen. Planlos durchstreife ich die Korridore und das Treppenhaus.
Im Erdgeschoss zeigt ein Pfeil zum Ausgang. Es ist eine gläserne Pforte, die sich von weitem bewegt und schnell wieder schließt, bevor man näher kommt."
Bis bald
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