Montag, 26. Februar 2007

Noch ein Stück weiter

Ich gehe heute auch noch ein Stück mit meinem Freund zum Schneeberg, obwohl ich momentan gar nicht weiß, welche Richtung ich einschlagen soll. Sei es drum.

"Zur Nacht versammeln sich die Traumgestalten zu meinen Füßen. Sie sehen mir neugierig ins Gesicht, aber ich kenne sie seit langem und weiß Bescheid. Solange niemand an meinem Kopfende steht, tickt die Lebensuhr weiter.
Schließ die Augen, winken sie mir zu, dann kannst du mit uns fliegen.
Aber wie soll ich etwas schließen, was gar nicht offen ist?
Erst kichert einer, dann alle, es ist das Zeichen für ihren Aufbruch.

Die Nacht geht schlingernd weiter. Nur mit der Unruhe in der Brust bleibe ich fest verbunden.
Dann spüre ich ohne Vorankündigung die Nähe des Weiblichen. Zeitgleich mit dem Herzen pocht nun der Unterleib.
Doch was wäre ein Bett ohne die Bilder der Hoffnung.
Zum Wecken wünsche ich mir eine Schwester, die sich tief zu mir herunter beugt, bis ich ihren weichen Busen auf meinen Augen spüre.

Der neue Tag beginnt dort, wo der vorige aufgehört hat.
Ich fühle mich ausgeruht genug, bei allem mitzumachen.
Im Flur begegne ich verschiedenen Leuten. Jeder wirkt beschäftigt. Dazu kommt ein allgemeines Flüstern. Ich höre heraus, dass der kürzlich verstorbene Chefarzt eine Nachricht hinterlassen hat.
An anderer Stelle könnte das ein gewichtiges Zeichen sein.
Eine grün gekleidete Schwester hastet vorüber. Unter ihren Füßen glänzt es und spiegelt den Schritt wider.
Ich laufe mit Schwung hinterher, einen Augenblick lang kommt es mir so vor, als lenke jemand anders meinen Körper.
Vor dem Stationszimmer sitzen Neugierige. Ich geselle mich einfach dazu.
Wenn es eine Verbindung zu allem Unerklärlichen gibt, dann steckt sie vielleicht hinter dieser Tür.
Der Vormittag vergeht, aber niemand ist einen Meter voran gekommen. Nur eine alte Zeitung ist von einem zum anderen gewandert.

Zur Essenszeit bildet sich vor der Küche eine lange Schlange.
Vorher wurde eine Glocke geläutet und der Geschirrschrank geöffnet.
Mit jeder Kelle werden die Teller bunter und reizvoller.
Schnell sind alle Plätze besetzt, es sind mehr Frauen als Männer, aber beim Essen wird wohl keine auf mich achten.

Nach dem Mittag setze ich mich auf das Bett und schaue aus dem Fenster. Es könnte Richtung Süden sein. Dort wartet man auf mich. Mein Vater, der seit langem in Spanien wohnt, und dann das buddhistische Seminar mit einem Meister, der extra aus Indien angereist ist.
Ich konzentriere mich auf meinen Atem um zu meditieren, doch da spielt plötzlich jemand in meinem Körper nach anderen Regeln.
Aus den Augen wachsen mir Scherenfernrohre, in den Ohren stecken Lautsprecher und auf der Zunge liegt nichts weiter als tiefe Spaltseligkeit.
Mir wird übel vor soviel Sinnesverwirrung, doch was sind Minuten oder Stunden wert, wenn sie sich nicht zählen lassen.
Ohne Ankündigung bin ich wieder bei mir.
Das Ich kann auch ein anderer sein, habe ich mal gehört, aber was hat der Andere dann für ein Ich?

Mit dem Walkman und der Fünften von Gustav Mahlers trete ich aus dem Zimmer.
Eine Weile genieße ich die Musik. Plötzlich schiebt sich zwischen den leisen Tönen eine Stimme. Schon wieder eine Irritation. Ich bleibe abrupt stehen. Wenn das so weiter geht, wird man mir wohl möglich ansehen, dass ich nicht mehr ganz allein bin.
In der Mitte des Ganges steht eine Bank. Bevor ich darauf zusteuern kann, wird sie von zwei Männern weggetragen.
Vor dem Zimmer treffe ich die koreanische Schwester.
Sie grüßt freundlich. Ab jetzt gehöre ich zu ihrem Aufgabenkreis.
Mir wird klar, dass ich für eine Weile hier her gehöre.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Danke sehr an den Webmaster.

Gruss Nadja