Montag, 26. Februar 2007

Noch ein Stück weiter

Ich gehe heute auch noch ein Stück mit meinem Freund zum Schneeberg, obwohl ich momentan gar nicht weiß, welche Richtung ich einschlagen soll. Sei es drum.

"Zur Nacht versammeln sich die Traumgestalten zu meinen Füßen. Sie sehen mir neugierig ins Gesicht, aber ich kenne sie seit langem und weiß Bescheid. Solange niemand an meinem Kopfende steht, tickt die Lebensuhr weiter.
Schließ die Augen, winken sie mir zu, dann kannst du mit uns fliegen.
Aber wie soll ich etwas schließen, was gar nicht offen ist?
Erst kichert einer, dann alle, es ist das Zeichen für ihren Aufbruch.

Die Nacht geht schlingernd weiter. Nur mit der Unruhe in der Brust bleibe ich fest verbunden.
Dann spüre ich ohne Vorankündigung die Nähe des Weiblichen. Zeitgleich mit dem Herzen pocht nun der Unterleib.
Doch was wäre ein Bett ohne die Bilder der Hoffnung.
Zum Wecken wünsche ich mir eine Schwester, die sich tief zu mir herunter beugt, bis ich ihren weichen Busen auf meinen Augen spüre.

Der neue Tag beginnt dort, wo der vorige aufgehört hat.
Ich fühle mich ausgeruht genug, bei allem mitzumachen.
Im Flur begegne ich verschiedenen Leuten. Jeder wirkt beschäftigt. Dazu kommt ein allgemeines Flüstern. Ich höre heraus, dass der kürzlich verstorbene Chefarzt eine Nachricht hinterlassen hat.
An anderer Stelle könnte das ein gewichtiges Zeichen sein.
Eine grün gekleidete Schwester hastet vorüber. Unter ihren Füßen glänzt es und spiegelt den Schritt wider.
Ich laufe mit Schwung hinterher, einen Augenblick lang kommt es mir so vor, als lenke jemand anders meinen Körper.
Vor dem Stationszimmer sitzen Neugierige. Ich geselle mich einfach dazu.
Wenn es eine Verbindung zu allem Unerklärlichen gibt, dann steckt sie vielleicht hinter dieser Tür.
Der Vormittag vergeht, aber niemand ist einen Meter voran gekommen. Nur eine alte Zeitung ist von einem zum anderen gewandert.

Zur Essenszeit bildet sich vor der Küche eine lange Schlange.
Vorher wurde eine Glocke geläutet und der Geschirrschrank geöffnet.
Mit jeder Kelle werden die Teller bunter und reizvoller.
Schnell sind alle Plätze besetzt, es sind mehr Frauen als Männer, aber beim Essen wird wohl keine auf mich achten.

Nach dem Mittag setze ich mich auf das Bett und schaue aus dem Fenster. Es könnte Richtung Süden sein. Dort wartet man auf mich. Mein Vater, der seit langem in Spanien wohnt, und dann das buddhistische Seminar mit einem Meister, der extra aus Indien angereist ist.
Ich konzentriere mich auf meinen Atem um zu meditieren, doch da spielt plötzlich jemand in meinem Körper nach anderen Regeln.
Aus den Augen wachsen mir Scherenfernrohre, in den Ohren stecken Lautsprecher und auf der Zunge liegt nichts weiter als tiefe Spaltseligkeit.
Mir wird übel vor soviel Sinnesverwirrung, doch was sind Minuten oder Stunden wert, wenn sie sich nicht zählen lassen.
Ohne Ankündigung bin ich wieder bei mir.
Das Ich kann auch ein anderer sein, habe ich mal gehört, aber was hat der Andere dann für ein Ich?

Mit dem Walkman und der Fünften von Gustav Mahlers trete ich aus dem Zimmer.
Eine Weile genieße ich die Musik. Plötzlich schiebt sich zwischen den leisen Tönen eine Stimme. Schon wieder eine Irritation. Ich bleibe abrupt stehen. Wenn das so weiter geht, wird man mir wohl möglich ansehen, dass ich nicht mehr ganz allein bin.
In der Mitte des Ganges steht eine Bank. Bevor ich darauf zusteuern kann, wird sie von zwei Männern weggetragen.
Vor dem Zimmer treffe ich die koreanische Schwester.
Sie grüßt freundlich. Ab jetzt gehöre ich zu ihrem Aufgabenkreis.
Mir wird klar, dass ich für eine Weile hier her gehöre.

Samstag, 24. Februar 2007

Freunde unterwegs

Sie haben es wahrscheinlich schon bemerkt. Dies Wanderung auf den Schneeberg ist eine Mischung aus imaginativer und realer Wanderung.

Warum auf den Schneeberg, werden sie fragen!

Den inneren Berg zu besteigen, die höchste Möglichkeit zu erringen, ist die Aufgabe des lebens und der Schneeberg symbolisiert für mich genau diesen Weg.
Aus der Ebene kommend, aus dem Gewirr der Städte und Strassen langsam sich hinaufbemühen in die eisige Klarheit und den Überblick. Und dann?

Was ist, wenn ich oben bin? Bin ich dann schon zu alt, schon zu müde um damit noch etwas anfangen zu können?
Sei es drum!

Auf dem Weg hinauf hab ich einen Freund getroffen, der wie ich dort hinauf will.
Dieses Dort ist vielleicht ein anderer Schneeberg, aber lesen sie selbst. Gelegentlich wird er hier erscheinen und seine Texte auf der Wanderung hinauf vorlesen.

"----------------------------------------------- Ich ist ein Anderer, oder der wahre Grund, warum ich/wir in den Süden gegangen sind!



Für einen Buddhisten ist es eine deprimierende Aussicht, wenn hinter dem eigenen Ich noch ein anderes Ich stecken würde .
Jede Erleuchtung müsste geteilt werden, und über die Wiedergeburt wird es unweigerlich Streit geben.
Ich also ein anderer?
Baudelaire hat es vor langer Zeit behauptet und viele nach ihm.
Jetzt bin ich auch so weit.
Es gibt noch einen in mir und es ist gar nicht ausgeschlossen, dass hinter dem Anderen noch etwas ganz anderes sein kann.
Für einen Buddhisten, der fest an die Überwindung eines Ichs glaubt, ist diese Begegnung wie gesagt, ziemlich deprimierend.

Aber beginnen wir von vorn.
Es sind Ferien. Ich bin gerade auf dem Weg zum Flughafen als mich ein Anruf des Hausarztes erreicht.
Wenn ich nichts besonderes vorhätte, könnte ich mir die Ergebnisse der Prostatauntersuchung abholen. Besseres hätte ich schon vor, immerhin wollte ich weit weg in den Süden, aber im Moment gibt es wahrscheinlich nichts wichtigeres als diese Ergebnisse.
Schon auf dem Weg zurück bekomme ich Schweißausbrüche, dabei haben sie gesagt, dass ich mir im Prinzip keine Sorgen machen muss.
In dem Durcheinander der Gedanken und Gefühle höre ich plötzlich Stimmen in mir. Sie flüstern mir etwas zu, aber ich bin viel zu nervös, um auf irgend etwas einzugehen.

Der Fahrstuhl zur Arztpraxis im ersten Stock ist defekt. Heute fallen mir sogar die wenigen Treppenstufen schwer.
Die Sprechstundenhilfe scheint neu zu sein. Sie hat blond gefärbte Haare und ein grauenhaftes Augenbrauen Piercing. Während sie am Computer nach meinen Unterlagen sucht, spüre ich einen Stich in der Brust.
Dann geht der Schmerz wie eine Welle durch den Körper.

Es ist dunkel geworden um mich, Finsternis dringt bis in den letzten Winkel meines Körpers. Als ich die Augen wieder öffnen kann, fühle ich mich wie unter einer Last begraben. Jemand benetzt meine Stirn mit einer Flüssigkeit und eine Hand greift nach meinem Puls. Blondes Piercing und entsetzte Augen sind auf einmal direkt über mir.
Ich verstehe ihre Fragen, aber nichts an mir funktioniert ohne Hilfe. Ein Alter und ein Junger stellen mich auf die Beine und bringen mich zu einem Stuhl.
Erst als der Rettungswagen kommt, der mich ins Krankenhaus bringen soll, geht es mir etwas besser.


Im St. Lazarus Stift.

Nach einer knappen Woche haben sie das meiste an mir untersucht.
Das Herz schmerzt zwar noch, aber das wäre nur die Folge einer nervlichen Belastung, und kaum gefährlich, behaupten sie.
Denken sie nicht mehr daran, jetzt haben sie Zeit zum entspannen.
Vielleicht könnte ich das wirklich, aber es ist nicht nur das schmerzende Herz.
Ich bin auch sonst durcheinander. Irgendetwas steckt in mir, es kommt mir so vor, als wäre ich nicht mehr allein. Stundenlang versuche ich mit einem geliehenen Stethoskop mehr aus meinem Inneren zu erfahren.
Der Stationsarzt übersieht es und überlässt mich einem Kollegen.
Dem erkläre ich, dass ich eigentlich unterwegs bin zu einem buddhistischen Meister in der Nähe von Granada.
„Ohne Hilfe kommen sie nicht einen Kilometer weit,“ behauptet der Neue und macht sich so seine Notizen.

Am Nachmittag weigere ich mich zum wiederholten Male Besuch zu empfangen.
Das hat Folgen. Noch vor dem Abendbrot verlegen sie mich in das Haus für psychosomatische Störungen.
Mit einer Nummer in der Hand werde ich durch mehrere Räume geführt. Ein bulliger Krankenpfleger begleitet mich. Ihm ist anzusehen, dass er seinen Job ernst nimmt.
Die neuen Ärzte haben prüfende Blicke und blättern gern in Aktenordnern.
Keine ihrer Fragen hört sich wichtig an. Ich bin gespannt, wie oft ich sie wiedersehe.
In einem Büro mit Aussicht treffe ich auf einen christlichen Seelsorger. Er sieht mich an und schaut durch mich hindurch.
„Wir sind hier alle nur zu Gast,“ steht an einer Wand.
Die Bücher auf dem Schreibtisch sind nach Farben geordnet und zwischen den Fensterscheiben hängt ein Strauß vertrockneter Rosen.
Eine geschlagene Stunde verbringen wir im Schweigen.
Als ich abgeholt werde, bin ich nicht sicher, ob er das Rätsel ist, oder ich.

Auf dem Flur erwartet mich eine koreanische Krankenschwester. Ich betrachte sie voller Erwartung, aber sie führt mich nur zu einem Zimmer am Ende des langen Flures.
Zwei Betten gibt es dort, in einem liegt jemand und starrt aus dem Fenster, über dem anderen haben sie meinen Namen angebracht.
Der eiserne Nachtschrank hat Rollen und öffnet sich nach beiden Seiten. Ihm vertraue ich meine Bücher und den Walkman an.
Am Waschbecken liegen Handtücher aus Papier. Die Seife ist flüssig und das Wasser wird sehr langsam warm.
Im letzten Winkel steht ein Schrank. Meine wenigen Sachen haben viel Platz, nur das Stethoskop werde ich bei mir behalten.
Ohne Begleitung kann ich später das Zimmer verlassen. Planlos durchstreife ich die Korridore und das Treppenhaus.
Im Erdgeschoss zeigt ein Pfeil zum Ausgang. Es ist eine gläserne Pforte, die sich von weitem bewegt und schnell wieder schließt, bevor man näher kommt."

Bis bald

Montag, 19. Februar 2007

Zauberberg


Haben sie auch einen Zauberberg, einen Berg, auf den sie oft und oft hinaufgehen, dessen Wege sie kennen und dennoch?

Mein Zauberberg ist der Unterberg. Na gut, ich wohne, jedenfalls am Wochenende dort in der Nähe und gehe sehr oft hinauf. Zu jeder Jahreszeit.

Gestern war ich mit Mona oben. Wir haben uns die Tourenski mitgenommen und diese auf dem Rücken ein Stück getragen. Ab 700 Meter war der Schnee ganz ordentlich.

Wenn ich gehe, dann laufen sehr viele Gedanken ab, über Gott und die Welt.
Auch über den Schneeberg, ja natürlich, vom Unterberg kann man den Schneeberg sehr gut sehen, wenn nicht gerade Nebel oder Wolken die Sicht versperren. So wie am Sonntag.

Es gibt Menschen, oder auch Freunde, die treffe ich seit Jahren nur auf dem Unterberg. Zufällig. So es Zufälle gibt.
Unglaubliche Begegnungen, über die ich später noch berichten werde.
So auch diesmal. Wir haben eine Freundin getroffen, die wir aktiv seit Jahren gesucht haben, da sie plötzlich aus unserem Sichtkreis verschwunden war.

Wir trafen sie in der Hütte am Unterberg und sie berichtete unglaubliches aus ihrem Leben. Eine Initiation in einen völlig neuen Lebensabschnitt. Ein Zauberberg, der Unterberg.

Beim hinunterfahren, was extrem schwierig war, fand ich im Wald ein Stück eines zerborstenen Baumes. Der Sturm, Cyrill, hat sehr viele Bäume gefällt. Ich hab das Stück mitgenommen und bearbeitet. Jetzt ist es ein Objekt und heißt Cyrill.

Auf dem Foto können sie es sehen.

Freitag, 9. Februar 2007

Vorfeld

Noch bin ich nicht so weit, noch bin ich nicht einmal in der Nähe des Schneeberges, noch wandere ich ziellos durch die Ebenen, aber ich weis wo es hingeht. Langsam schält sich ein Konzept heraus.

Wir sprachen vom Tod, vom Chaos, welches hereinbricht, wir sprachen also über den Nordosten!

Nordosten

Tanz der Sterne
der Planeten und Atome
alles ist Bewegung
und trägt
aus dem ungebändigten
Chaos
die Inspiration
in unsere Herzen

Jede Idee
kommt aus der unsagbaren Fülle
und drängt zur Verwirklichung

Gestalten der Erde
in Schönheit

Doch der Feind ist grausam
und tückisch
denn er schmeichelt mir
mit Gemütlichkeit
lockt mich
und flüstert mir zu morgen
ist auch noch ein Tag
das Leben ist lang

Doch der Vogel der Freiheit
verweilt nicht

Ergreife deine Chance
JETZT
sie kommt nicht wieder
denn alles ist Bewegung
und Stillstand
der Tod

Doch diesen mache ich
zu meinem Freund
denn
er lügt
nie!

Alle Ideen empfangen wir aus der Potentialität und aktualisieren sie in unser Leben.
Ein Leben lang diesen Apparat schärfen, lauschen zu können, um einmal diese Idee empfangen zu können, zu verstehen und die Kraft zu haben, sie umzusetzen.

Höre auf zu lesen, steh auf und spüre wo deine Sehnsucht verborgen ist. Ohne diese Sehnsucht gehst du keinen Schritt, kommst deinem Schneeberg keinen Deut näher.
Augen hinter den Augen mußt du haben. Gib deiner Sehnsucht Kraft und Mut, stell dich zu ihr, dort mußt du ansetzen.

Mittwoch, 7. Februar 2007

Pause

Schön langsam höre ich sie fragen:"Was hat das bitte mit dem Schneeberg zu tun".
Nur Geduld, wie der Untertitel schon sagt, es ist eine Wanderung durch die Imagination der eigenen Geschichten , meiner Geschichten!

Wenn sie in der Ebene unterwegs sind, sagen wir mal Wiener-Neustadt und wollen zu Fuß zum Schneeberg, dann wandern sie lange durch Felder und Wälder, überqueren die Autobahn und manche andere Strasse. Da verlieren sie ihr Ziel leicht aus dem Blick. Aus dem Blick, aber nicht aus dem Sinn.

Wenn sie dann zum Beispiel weiter Richtung Gutenstein gehen, wird es schon Hügeliger
und gelegentlich, auf dem Gipfel eines dieser Hügel oder Berge können sie den Schneeberg sehen. Es ist noch ein weiter Weg für ein Kind in meinen Jahren.

Also weiter im text:

Mach eine Pause und leg eine neue Scheibe auf. Bob Dylan`s "A Hard Rain`s A-Gonna Fall".
Das ist etwas für die 68 iger, für die, die nicht den Weg durch die Instanzen gegangen sind, aber auch für die.
Für alle, die alles ausprobierte haben, aufbegehren und verzweifeln, alle Esoterik, alle Gruppen, alle Therapien, die sie sogar erfunden haben, von Bhagwan über Mindell
und Swift Deer bis zum neuen Management und Coaching und am Ende die Frage stellen, was hat es gebracht?

Start a new, it`s all over now Baby blue.
Verzweifeln, verstehst du, in zwei Teile zerfallen. Mann, zerfall endlich in zwei Teile, laß dich nicht von der Psychologie und der Psychotherapie abhalten.
Trotze der Schizophrenie und werde multiphren.

Laß deinen Geist zerfallen, wenn du kannst. Nur dein Ich kann zerfallen. Zumindest in links und in rechts.
Welch herrliches Gefühl, endlich dein kind zu spüren, frei von der Zensur der Vernunft.

Spontaneität flammt auf und wirbelt das Leben durcheinander und erzeugt ganz nebenbei Intensität.
Was ist das Leben, wenn en nicht intensiv ist?

Und schon kommt der Zensor und raunt dir zu:" So geht das nicht. Anpassung ist Alles! Pass dich an, werde kontrollierbar, vergiss die Visionen deiner Jugend, als das Bild zum ersten mal in dir erschien, weißt du , was ich meine"?

Mystik ist das, was man mit geschlossenen Augen sieht.
Vorbewusst, ohne denken. Dieses Bild ist in dir, noch immer.
Suche danach und erfülle diese Aufgabe, es ist dein Weg, nichts anderes.
Und schon bist du dem Zensor entkommen.

Benutze ihn als Wegweiser. Dort wo der meckert, mußt du hin!
Mach was du willst. Da gibt es nur ein Gesetz, hindere Niemanden daran, seinen eigenen Weg zu gehen.
Insbesondere nicht dich Selbst!

Es gibt nichts, was du suchen kannst, alles ist in dir, doch dein Glaube an solche Sätze ist zu einem Nichts geschrumpft.

Und was wäre, wenn du einem Ullrich vun Hutten folgst, der da sagt:"Ich hab mein Sach auf nichts gestellt"?

Ja der war ein Krieger und Landsknecht im Mittelalter. Ein Krieger kann leicht sein Sach auf das Nichts stellen.
Aber wie willst du dem Fluß des Tao folgen, diesem ominösen, wenn du deine Sache auf ein Etwas stellst?

An jeder Biegung des Flusses steht dein Auto, dein Haus, deine Familie, dein was weis ich was.
Aber dann stell es wenigstens in deinem Inneren auf das Nichts.
Hinter diesem Nichts aber lauert das Chaos. Wunderbares Chaos. Reine Potentialität, die nur darauf wartet, aktualisiert zu werden.

Und von dort schallt der Ruf alles ist Bewegung, Stillstand ist der Tod.

Genug für heute.

Dienstag, 6. Februar 2007

DasSpinnrad

Die Sonne scheint herein und Joe Cocker spielt seine CD ab.
Still sitzen und lauschen.
Die Augen wandern wie kleine Insekten durch den Raum und verfangen sich an der verrosteten Kaminklappe.
Welch wunderbare Struktur, glitzernde Täler und glatte Hochplateaus, ein Stück Tapete krümmt sich in den Raum.

Die Azalee, die vertrocknet schien, ist wieder aufgeblüht und das blaue Bild von Information-Exformation leuchtet in den Raum.
Ich muss diese Bilder verkaufen.

Auf einem Stück Kalkstein die Klaue eines Bussards.
Wo ist der Unterschied zwischen Traum und Wirklichkeit?

In den letzten Nächten flog ich in die Nähe des Mondes und saß dort still an einem Spinnrad.
Mit dem rechten Fuß bring ich es in Schwung und schau hinunter auf die Erde.

Dicke schlatzige Bänder hüllen sie ein, wie graue Nebelballen.
Ich greife mir eins der Bänder und wickle es um das sich drehende Rad.
Links ziehend, hinein ins Rad und rechts fließen aus meiner Hand goldene Lichtfäden hinaus ins All.

Vielleicht sollte ich nichts anderes mehr tun, als das.

Sonntag, 4. Februar 2007

Projektionen

Und innen, tief in mir lacht einer in kindlicher Freude und der Zensor donnert mit machtvoller Stimme:"Hör auf mit dem Blödsinn und kümmere dich um das Geldverdienen".

Sophia reißt die Milchflasche herunter und alles spritzt mir ins Gesicht.Ich schreie, sei doch nicht so hektisch und Mona schreit:"projizieren doch nicht auf das Kind"
Und der Spiegel taucht auf und zerbricht.

Scheiß Projektionen.

Dann noch ein schlechtes Gewissen. Das ist doch toll! Das Gute an einem schlechten Gewissen ist doch, du hast ein schlechtes Gewissen, also musst du doch ein guter Mensch sein.
Oh Maria, was für eine Welt.

Im Atelier sitze ich 3 Stunden und warte auf den Mann vom E-Werk.
Ich schlafe ein und wache auf- merkwürdig, ich kann die Augen nicht öffnen. Tappe eine Zeit lang im dunklen herum, bis sie sich klebrig öffnen. 2 Männer räumen das Atelier aus, das seltsam verändert ist.

Ich streite mit ihnen, weil sie alles zum Chef bringen wollen.
Andere Türen öffnen sich mit Einsichten in unbekannte Nebenräume.Mit schwarzem Leder eingerichtet. Ich suche mit den Augen den Raum ab. An der Wand ein kleiner Schild, den mir Christine, die Nordostfrau vom Nagualzug, gemalt hat. Auf einem Lavasee tanzt ein kleines Mädchen und jongliert mit drei goldenen Kugeln.
Mein Ostschild, Kraft der Vision.

Und dann sehe ich mich am Ofen sitzen und schlafen.
Schon wieder!
Kennst du den Schreck, der dich durchfährt, wenn du unverhofft auf dich selber triffst?

In diesem Augenblick geht das Licht an.
Aufschrecken, erwachen, wieder vereint.
Oh du Mann vom E-Werk, deine Erleuchtung kam gerade im rechten Augenblick

Samstag, 3. Februar 2007

Castaneda

Noch einmal, an einem warmen Sommerabend, wenn die Kinder schlafen, den alten Castaneda aus dem Regal holen und von der Freiheit des Kriegers träumen, tagträumen, wegträumen.

Die Freiheit ist wie ein Vogel, der sich einmal auf deinem Weg auf deine Schulter setzt, um kurz zu rasten, dann fliegt er weiter und kommt niemals zurück. Bist du ihm gefolgt? War er schon da? Wird er noch kommen?

Welch wunderbare Melancholie hüllt dich ein, welche Traurigkeit taucht auf.
Das Leben ist wie ein Sonntagnachmittag, du hast ein bisschen geschwitzt, bist herumgesessen und ehe du dich versiehst, ist es Abend geworden.

Einen Freund treffen, der sagt:"Du siehst das dunkle im Wald so gut und der Troll mit der Lederhose, ist das dein Freund?"

Ein ver-rückter der so etwas sagt. Vergessen.

Es gibt auch noch andere Freunde, die gemeinsam den Alltag besiegen wollen. Mit Seminaren aller Art, mit Schamanen aus allen Kulturen, mit Zen und Buddhismus.

Und noch einmal zu Meister Wang. Auch er wird dich anschauen und sagen."Na, hast du es jetzt verstanden? jetzt fängt Kung Fu und Tai Chi erst an.
Und du verbrennst die Kurskarte und vergisst die Bücher, die du schon gelesen hast.

Das kann Don Juan doch nicht gemeint haben, das kann doch nicht wahr sein.
Und dröhnend schlägst du die Tür zu, die das Universum dir geöffnet hat und erwachst klitschnass in deinem Bett.
Nicht schweißgebadet wohlgemerkt, klitschnass.
Aus deinem Bettzeug kannst du das Wasser wringen.

Jetzt reichts. Genug davon.
Im Aufstehen denkst du, die Übungen. Die morgendlichen 3 Seiten.
Seit Monaten. Haben die etwas damit zu tun?
Trotzdem schreiben. Gehirnentleerung, stopping the inner dialog.
Was sagt Monroe dazu?
Hemispärensynchronisation, Ektoplasma.

Wo war ich nur heute in der Nacht. Mein Gott, 20 Jahre Traumarbeit. Jeden Traum kann ich zerpflücken, bis zum letzten Archetyp.
Aber jetzt bricht die Wirklichkeit ein und Angst macht sich breit.

Donnerstag, 1. Februar 2007

Echo

Stell dir vor, es ist wie immer. Ein heller Sommertag, flirrende Hitze, Gras zu deinen Füßen, Blumen.
Voller Erwartung gehst du auf diesen Berg, du hörst schon, das wunderbare Echo deines Rufes.
Hallen werden die Berge, vielfach gebrochen, von allen Seiten wird es zurückströmen. Zu dir zurück.
Du hast es ausgelöst, eine Lawine von Antworten wird kommen.
Endlich bist du oben. Die Vorfreude durchströmt dich wie ein warmes Bad. Und dann stößt du ihn aus, diesen Ruf, den Alle hören sollen.
Dann die Antwort. Schweigen.

Es dröhnt in deinem Kopf, ergreift dein ganzes Sein. Kälte bricht in dich ein, schneller als ein Sturm. Durchwühlt dich , hüllt dich ein.

Kalter Nebel, kein Sonnenstrahl kann ihn mehr durchdringen.
Bis du es endlich bemerkst.
Du bist allein.
Keiner wird jemals wieder antworten.
Alles was du rufst, fällt ohne Antwort auf dich zurück. Du bist die Frage und du bist die Antwort. Kein Echo mehr. Kein Spiegel, der die Seiten vertauscht, keine Projektionsfläche, die es dir erlaubt, anderen etwas zuzuweisen, das deines ist.
Keine Ausrede, die noch Gewicht hätte. Kein Morgen mehr, nur noch Jetzt.

Ohne Vergangenheit, auf dich selbst zurückgeworfen.
Der ewige Fuchskreis der Gedanken rast in deinem Kopf.
20 Jahre mit Don Juan in Büchern geflirtet, 10 Jahre Tai-Chi und Kung Fu bei Meister Wang, schamanische Seminare mit Swift Dear und ein wundervoller Name vom alten Wolf Storm,
Coyote des Feuers.

Ja, viele Feuerläufe und Schwitzhütten blitzen auf und vergehen wie Wunderkerzen.
Hunderte Anrufungen und Feste im Erdheiligtum und nun das. Das doch nicht!

Nie warst du so allein, so mit dem All-Eins.
Und es gibt keine Antworten mehr.
Was wäre, wenn Gott die Fragen stellte und du die Antwort bist?
Was wäre, wenn dein leben eine Antwort auf eine Frage ist und auf welche Frage?

Die Panik steigt hoch und treibt dich hinunter vom Hügel.
In dein Auto, in dein Selbst?
Zurück in die Stadt, dort wird es ja noch Spiegel geben, Beziehungen, Antworten, Alltag.
Ja Alltag. Leben ohne Fragen. Überleben.